Ein Herbstgemälde, ganz in Pastell

Musica Bayreuth: Das Tschechische Nonett und Juliane Banse zu Gast im Markgräflichen Opernhaus

Musica Bayreuth: Konzert mit Juliane Banse und dem Tschechischen Nonett im Markgräflichen Opernhaus Fotos: Stefan Dörfler
Juliane Banse und das Tschechische Nonett im Opernhaus Fotos: Dörfler

Draußen war es ungemütlich. Dunkel bei herbstlichem Nieselregen. Drinnen, im Markgräflichen Opernhaus ließ es sich dagegen gut aushalten, trotz Maskenpflicht bei übersichtlich besetztem Auditorium. Denn dort spielte sich an diesem Freitagabend alsbald die Musik in den Vordergrund, verscheuchte trübe Gedanken und ließ sanft die herbstliche Sonne leuchten.

 

Grundlage dafür war ein Programm, das mehr oder weniger ganz in Pastell gehalten war, also Musik darbot, die sich eher in leisen Tönen äußerte. Selbst die in Bayreuth oft und gern gegebenen und damit doch etwas über Gebühr strapazierten Wesendonck-Lieder Richard Wagners machten da keine Ausnahme. Unter anderem, weil die Bearbeitung des tschechischen Komponisten Tomáš Ille für das Nonett jeglichen Pathos eliminiert und die Gesangsstimme gleich einem Instrument in das Ensemble mit einbindet. Und so stand die Sopranistin Juliane Banse auf der Bühne des Opernhauses zwar prominent in vorderster Linie, begriff sich jedoch zum Glück eher als Ensemblemitglied denn als Solistin. Was wiederum dem komplett dargereichten Gesangszyklus ausgesprochen gut zu Gesicht stand. Dabei war es in erster Linie das tiefe Register, mit dem Juliane Banse zu beeindrucken wusste. Erstaunlich auch, wie diese ihre meist aus dem Pianissimo angesetzten Töne trugen, zunächst mit dem Klang des kleinen Orchesterapparats hinter ihr verschmolzen, um dann doch die Szene zu dominieren. Worte brauchte es dafür nicht, infolgedessen trat der doch arg schwülstige Text in den Hintergrund. Dafür entstanden umso eindrucksvollere Stimmungsbilder, intensiv und farbenreich.

 

Selbige dominierten auch bei Bohuslav Martinůs im Jahr 1959 entstandenen Nonett für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass, H 374. Eine Komposition, die, obwohl gemeinhin als kammermusikalisches Vermächtnis Martinůs gewertet, ganz und gar nicht trist einhergeht. Sondern eher in sanftem, aber eindringlichem Tonfall um das Thema Sehnsucht kreist. Sehnsucht nach der Heimat, nach Tschechien. Ein großartiges Werk, dessen Wiedergabe allerdings einer hohen Präzision im Ensemble bedarf sowie einem Gespür für das musikalische Momentum. Denn Martinů formuliert seine Gedanken, seine Empfindungen nicht aus, sondern lässt sie einfach nur anklingen. Ganz ohne Pathos, zart und voll der Poesie. Und so klang es dann auch. Sanft, eindringlich, nachdrücklich. Eine wirklich feine Leistung!

 

Auf dieser Linie ging es auch nach der Pause weiter. Johannes Brahms wunderbare Serenade Nr. 1, op. 11 stand da auf dem Programm, in einer Rekonstruktion der Originalfassung Alan Bousteads. Präzision und Transparenz waren hier Trumpf, luftig und leicht kam diese sechssätzige Komposition daher, geradezu heiter. Das war Kammermusik auf ganz hohem Niveau.

 

Heiter und beschwingt klang denn auch der Abend aus: Für den anerkennenden und herzlichen Applaus im Opernhaus bedankten sich die neun Musiker auf der Bühne mit dem hinreißend, weil auch mit leisem ironischen Lächeln vorgetragenen Minuetto aus dem Streich-Quintett in E-Dur aus der Feder Luigi Boccherinis. Ein Ohrwurm, der den Nachhauseweg versüßte. Denn draußen nieselte es wieder.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0