Von beeindruckender Klarheit und Brillanz

Zum Saisonauftakt der Kulturfreunde ein Konzert der Extraklasse: Die Staatskapelle Weimar unter Dominik Beykirch zu Gast im Markgräflichen Opernhaus

Erstes Abonnementkonzert Kulturfreunde Bayreuth Saison 2021/2022: Konzert der Staatskapelle Weimar unter Dominik Beykirch mit Nemanja Radulović - Fotos: Harbach
Zwei kongeniale Musiker im itensiven musikalischen Dialog: Der Geiger Nemanja Radulović und der Dirigent der Staatskapelle Weimar, Dominik Beykirch - Fotos: Harbach

 Zugegeben, es überkommt einen schon ein Schuss Wehmut, wenn man rund eine gute halbe Stunde vor Konzertbeginn auf der der großzügig ausgelegten Einfassung des Wittelbacherbrunnens sitzend, dem Treiben vor dem Markgräflichen Opernhaus zusieht. Wie einfach war das noch vor zwei Jahren, ein Konzert zu besuchen! - Und wie kompliziert ist es heute. Regeln über Regeln. Der Aufwand, der aktuell betrieben werden muss, um ins Innere dieses ehrwürdigen Hauses zu gelangen, ist wahrlich beachtlich.

 

Andererseits, sitzt man dann endlich dort, wo man laut Eintrittskarte Platz zu nehmen hat, dann ist der Hürdenlauf von Kontrolle zu Kontrolle zu Kontrolle auch wieder schnell vergessen. Man atmet Geschichte und staunt immer wieder aufs Neue über die Pracht, die einen umgibt. Und spätestens dann, wenn der Zuschauerraum im Halbdunkel versinkt und die ersten Töne von der Bühne wehen, spätestens dann ist die Corona-Malaise ganz weit weg. Denn dann übernimmt die Musik im Kopf.

 

Zumindest, wenn sie so präsentiert wird, wie an diesem frühen Sonntagabend. Da gastierte, auf Einladung der Kulturfreunde Bayreuth, die Weimarer Staatskapelle unter Dominik Beykirch im Opernhaus. Im Gepäck, ein ebenso kurz gefasstes wie anspruchsvolles Programm: Ottorino Respighis erste Suite aus den „Antiche danze ed arie per liuto“ sowie dessen „Gli uccelli“, dazu noch Felix Mendelsohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll, op. 64. Letzteres mit dem serbisch-französischen Geiger Nemanja Radulović. Doch der hatte zunächst Pause, die ersten Töne in diesem Konzert gehörten Respighi. Genauer gesagt, seiner Orchestersuite. Ein durchaus heikles Unterfangen, denn diese Werk gibt sich eher spröde, reißt also nicht unmittelbar mit. Doch dem kann man offensichtlich entgegensteuern, wie Beykirch eindrucksvoll unter Beweis stellte. Sein Rezept: Eine glasklare Klangvorstellung, die sich vom ersten Ton an auch dem Publikum mitteilte. Da blieb nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlassen, da setzte das Orchester ebenso prompt wie exakt das um, was der Dirigent ihm abforderte. Respighis viersätzig angelegte Suite aus „Antiche danze ed arie per liuto“ präsentierte sich daher unerwartet schwungvoll, tänzerisch bewegt, luftig und leicht und vom Klang des Orchesters her, wunderbar ausbalanciert.

 

Diese Linie setzte sich mit dem zweiten Programmpunkt des Abends, Felix Mendelsohn Bartholdys berühmten Violinkonzert in e-moll, op. 64, nahtlos fort. Denn auch der Solist des Abends, Nemanja Radulović, brachte eine dezidiert verständliche Klangvorstellung mit auf die Bühne. So wild sein Auftritt, so nuanciert, so feinfühlig, so leichtfüßig sein Spiel. Halb dem Orchester und Beykirch zugewandt, immer den Blickkontakt suchend, immer im Dialog, immer den Solisten zugunsten des gemeinsamen Musizierens zurückstellend. Selbst im dritten Satz des Konzerts, bei dem er ein Tempo anriss, das eher in Richtung Presto denn Vivace tendierte, blieb letzteres das die Maßgabe. Da die Staatskapelle Weimar hochmotiviert mitzog, stand im Ergebnis ein fulminant dargebotenes Konzert, das im Auditorium zu Recht bejubelt wurde. Radulović bedankte sich mit der detailliert ausgeleuchteten Sarabande aus der zweiten Partita für Violine in d-moll von Johann Sebastian Bach.

 

Der Abschluss des Konzerts gehörte dann wieder Respighi, respektive seiner Orchestersuite „Gli uccelli“. Eine Art Tondichtung, die, weil durchaus virtuos gehalten, für das ausführende Orchester so manch klanglich-technische Herausforderung bereithält. Für Beykirch und die Staatskapelle Weimar, so hatte man zumindest den Eindruck, war dieses Werk eher eine Art Klang- und Spielwiese, auf der man sich gepflegt und virtuos austobte. Besonders eindrucksvoll geriet dabei der vierte Satz dieser Suite, „L'usignuolo“. Die Nacht-, beziehungsweise, Dämmerungsstimmung, der scheinbar schwerelos im Raum schwebende Klangteppich des tiefen Registers, das wunderbar ausformulierte Horn-solo, die keck trällernden Flöten – das hatte wirklich Klasse.

 

Das Publikum im Opernhaus dankte es den Musikern mit langanhaltendem, herzlichem Applaus.

 

 

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