Konzert der Kulturfreunde: Ein exquisites Chorfestival mit der Internationalen Chorakademie Lübeck im Markgräflichen Opernhaus
Das Oratorium – ein Begriff mit besonderem Klang in der Musikgeschichte. Er steht für eine Gattung, die sich über rund 400 Jahre(!) kontinuierlich im Konzertkalender gehalten hat. Oft großartige Musik, die damals wie heute Ausführende und Zuhörer gehörig fordert. Denn Oratorien geben sich gerne abendfüllend. Und gerne auch darüber hinaus. Eine Aufführung von Georg Friedrich Händels "Messiah", etwa, nimmt - je nachdem, welche Notenversion man zugrundelegt - rund zwei bis zweieinhalb, manchmal sogar bis zu drei Stunden in Anspruch. Da ist Durchhaltevermögen gefragt. Man kann jedoch auch einen ganz anderen Weg gehen, um einem Auditorium die wundervolle Welt der Oratorien nahezubringen. Dazu greift man sich Filetstücke heraus und serviert mundgerecht Amuse-bouches.
So wie am vergangenen Samstagabend die Internationale Chorakademie Lübeck mit einem Best-of des großen Georg Friedrich Händel. Sein Leben, seine Musik, quasi in Form eines eineinhalbstündigen Trailers unter ausdrücklicher Ausklammerung seines Opernschaffens. Denn das hätte den Rahmen gesprengt.
Im Fokus des ausgeklügelten Konzepts, ganz klar, der Chor. Beziehungsweise, Chor-Highlights aus Händels Welt der Oratorien. Chronologisch geordnet und dargeboten, von „Israel in Egypt“ über „Messiah“, „Judas Maccabaeus“, „Salomon“ bis hin zu „Jephta“, seinem, wenn man so will, letzten eigenständigen Oratoriums. Eine Reise, also, vom Anfang bis zum Ende dieses speziellen Kapitels in Händels Leben. Inklusive der Darstellung seiner jeweiligen Lebenssituation. Diesen Part übernahmen im Konzert zwei Sprecher. Der eine links, der andere rechts vom Chor platziert. Der eine aus der Eigenperspektive Händels erzählend, der andere aus der Sicht seines Biographen Romain Rolland. Eine Rollenaufteilung mit Hand und Fuß, zumal mit Christian Brückner (Händel) und Timo Weisschnur (Rolland) bestens, weil überzeugend besetzt.
Der Blick ins Programmheft erübrigte sich damit, die „Reiseleitung“ hatte stets die notwendigen Informationen parat und glänzte darüber hinaus mit launig unterhaltsamen Dialogen. Als Zuhörer blieb einem da nur das entspannte Zurücklehnen und Genießen. Zumal sich der Chor als bestens präpariert und klanglich grandios aufgestelltes Ensemble präsentierte. 14 Damen und 12 Herren, fast ausnahmslos junge Stimmen, allesamt auf hohem Niveau singend, ein überaus beweglich agierendes und wandlungsfähiges Kollektiv. Die Solisten kamen selbstverständlich aus dem Chor, auch sie stimmlich mehr als nur überzeugend.
Rolf Beck, der künstlerische Leiter der Chorakademie, hatte am Pult somit leichtes Spiel; mit ruhiger Hand und sparsamer Gestik führte er Chor und Orchester leichtfüßig elegant durch den Abend. Die ihm zur Seite stehende Capella Istropolitana fügte sich, solide aufspielend, nahtlos in das positive Erscheinungsbild des gesamten Klangapparats mit ein. Mit einer kleinen Ausnahme: den Hörnern. Denn die waren an diesem Abend - darüber hinaus auch noch klanglich ungünstig platziert - schlichtweg indisponiert. Darunter hatte unter anderem auch Händels berühmte „Feuerwerksmusik“ zu leiden, insbesondere weil, die drei jungen Trompeter, die den Hörnern quasi gegenübersaßen, einen blendenden Eindruck hinterließen.
Der Begeisterung im Publikum im Opernhaus tat dies jedoch keinen Abbruch; die Internationale Chorakademie Lübeck wurde ausdauernd gefeiert und bejubelt. Zu recht, wie abschließend zu konstatieren ist.
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