Leise Töne

Konzert der Kulturfreunde: Reto Bieri, Anja Lechner und Anna Gourari mit fein erzählter Kammermusik von Beethoven und Brahms im Zentrum

Siebtes Abonnementkonzert der Kulturfreunde Bayreuth Saison 2021/2022: Konzert mit  dem Klaviertrio Bieri / Lechner / Gourari im Europasaal des Zentrums - Fotos: Harbach
Ein Hauch von Hausmusik im Europassal des Zentrums: Reto Bieri (Klarinette), Anja Lechner (Cello) sowie Anna Gourari am Flügel - Fotos: Harbach

 Eine sanft durch die großen Fenster hereinblickende Abendsonne, eine Corona bedingt aufgelockerte Sitzordnung inklusive freie Platzwahl – die Atmosphäre im gut besuchten Europasaal des Zentrums atmete an diesem späten Sonntagnachmittag einen Hauch von Hausmusik. Zumal mit Ludwig van Beethovens Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello in B-Dur, dem sogenannten „Gassenhauertrio“, Johannes Brahms‘ Sonate für Violoncello und Klavier in c-moll, op.38 sowie dessen Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier in a-moll, op. 114 Kammermusik allerfeinster Güte auf dem Programm stand.

Und irgendwie passte hierzu auch die Positionierung des Flügels auf der Bühne. Zurückgenommen im hinteren Drittel, heimelig beleuchtet, den Deckel nur leicht geöffnet. Ganz klar, das nimmt dem Instrument an Dominanz und rückt die beiden Mitstreiter ins rechte Licht. Oder anders ausgedrückt, das verschiebt die Balance in Richtung Klarinette, beziehungsweise Violoncello. Aus akustischen Erwägungen heraus mag das durchaus Sinn machen, andererseits signalisiert diese Aufstellung unterschwellig auch anderes, nämlich Vorsicht, Zurückhaltung. Und letztere war denn auch zu hören. Von Anfang an.

Beethovens Trio beginnt unisono im Forte mit drei langen Noten, deren letzte mit einem musikalischen Ausrufezeichen, einem so genannten Sforzato, versehen ist. Danach folgen, ebenfalls unisono und weiterhin im Forte, sieben Viertel, die dazu noch ins Stakkato gesetzt sind. Eine Sequenz, also, die vor Energie geradezu strotzt. Ein Weckruf, wenn man so will. Den man auch fröhlich in den Saal schmettern könnte. Zumal dieser danach unmittelbar mit einem Piano, also dem Zeigefinger an den Lippen, gekontert wird, bevor sich dann nach kleiner Überleitung das erste Thema vorstellt.

Bei den drei Solisten des Abends, Reto Bieri (Klarinette), Anja Lechner (Cello) und Anna Gourari (Klavier) klang dieser Auftakt, wie schon angedeutet, anders. Das Forte nicht so herausgestellt, dafür die folgenden Viertel plakativ in Szene gesetzt, nämlich extrem spitz, extrem luftig. Zugegeben, auch das ist eine gute Interpretationslinie, denn die Energie im Spiel lässt sich natürlich nicht nur über Lautstärke, sondern eben auch über präzises, akkurates Musizieren transportieren. Moderat im Ton, luftig und beschwingt, so sollte das Trio wohl klingen. Und das tat es auch über weite Strecken. Was fehlte, war das für Beethoven typische eruptive Element, die ungezügelte, sich bahnbrechende Energie. Was dazu führte, dass dieses Trio aller spieltechnischer Finesse, wie etwa fast nicht mehr wahrnehmbarer Pianissimo oder wunderbar ausgearbeiteten Linien zum Trotz, irgendwie nicht so recht zünden, nicht so recht mitreißen wollte.

Ähnlich auch der akustische Eindruck bei der folgenden Brahms-Sonate. Auch da hätte man sich mehr Energie im Saal gewünscht. Mehr Licht, mehr Schatten, mehr Kante, mehr Wucht. Und zwar sowohl seitens Lechners als auch Gouraris. Keine Frage, die beiden haben diese Sonate schön erzählt, fein strukturiert und klar im Ausdruck, allein, es mangelte irgendwie an Überzeugungskraft.

Und diese stellte sich leider auch bei dem den verkürzten Abend abschließenden Brahms-Trio nicht ein, gleichwohl hier alle drei etwas energischer zu Werke gingen. Dennoch, die mitreißende Wucht, die mitreißende Energie, die dieses Spätwerk Johannes Brahms‘ auszeichnet, teilte sich im Saal einfach zu wenig mit.

Etwas mehr Risiko, etwas weniger Zurückhaltung, das hätte man sich für dieses Konzert gewünscht. Langer, freundlicher Applaus.

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