Durchdacht und effizient

 

Musica Bayreuth: Mit klarer Linie leichtfüßig durch den Abend – die Bamberger Symphoniker unter Andrea Marcon im Markgräflichen Opernhaus

 

Musica Bayreuth 2021: Die Bamberger Symphoniker unter Andrea Marcon im Markgräflichen Opernhaus zu Bayreuth - Fotos: Harbach
Frisch und lebendig: Die Bamberger Symphoniker unter Andrea Marcon im Markgräflichen Opernhaus - Fotos: Harbach

 

Mozarts „Kleine Nachtmusik“, Schuberts fünfte Symphonie und ein Haydn-Violinkonzert. Klingt nach einem entspannten Abend im Markgräflichen Opernhaus zu Bayreuth. Einem von der Sorte, bei dem man, in sich ruhend, die Seele baumeln lassen kann. Weil das, was da im Programm dieses Konzerts der Musica Bayreuth angekündigt war, dem Ohr vertraut ist.

 

Doch an diesem Abend kam es anders. Weil das Vertraute anders klang. Frischer, lebendiger, aufregender. Nicht, dass Dirigent Andrea Marcon am Pult der Bamberger Symphoniker bei Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ ein übermäßig flottes Tempo angeschlagen hätte, nein, es war eher die Art und Weise, wie das Orchester dieser weltberühmten Serenade begegnete. Da war eben abseits der Präzision und der Ausrichtung auf einen runden, geschmeidigen Ton im übertragenen Sinne jenes Knistern zu vernehmen, das dieses Stück Weltmusik auch in sich trägt. Jene Klangfarbe also, die man auch mit „keck“ oder „vorwitzig“ beschreiben könnte. Die jedoch, in kleinster Dosis verabreicht, Spritzigkeit in die Angelegenheit bringt. Dazu noch ein wiederholt famos in die Szene gesetzte tiefes Register – diese akkurat gearbeitete Interpretation machte aus der kleinen Nachtmusik eine Soiree mit kleinem, aber feinem Feuerwerk.

 

Desgleichen lässt sich auch über das sich anschließende Violinkonzert Joseph Haydns in G-Dur Nr. 4 sagen. Eine spröde Angelegenheit, so wirkt es zumindest; streng in der Melodik und wenig Entfaltungsmöglichkeiten für den Solopart. Doch genau darin kann man ja auch eine Chance sehen. So wie an diesem Abend die Geigerin Chouchane Siranossian. Sie, die in der Barockmusik zuhause ist, weiß natürlich um deren Finessen und kennt daher auch die richtigen Ansatzpunkte, um einem solchem Werk Leben einzuhauchen. Akkuratesse im Umgang mit dem Notenmaterial ist ein solcher. Und da ist anzumerken, dass sich Siranossian, nimmt man ihren Auftritt im Opernhaus als Referenz, wohl intensiv mit diesem Konzert auseinandergesetzt hat. Denn sie leuchtete den knapp bemessenen Spielraum, der ihr gegeben war, bildlich gesehen bis in den letzten Winkel aus. Und exakt diese Details, wie Akzente, wie Verzierungen oder einfach auch die Dynamik im Spiel, erzeugten die nötige Energie, um diesem eher blässlichen Werk Farbe zu verleihen. Eine feine, eine beeindruckende Interpretation.

 

Diese Linie der Effizienz im Umgang mit den zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln, kam auch bei der das Konzert abschließenden fünften Symphonie Franz Schuberts in B-Dur zum Tragen. Ein Jugendwerk, das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass es im Gegensatz zu manch anderer fünften Symphonie – man denke nur an Beethoven, Bruckner oder Schostakowitsch – durchwegs heiterer Stimmung ist. Die einzelnen Motive fließen ineinander über, so, als habe Schubert hier einfach nur seine Seele baumeln lassen. Verträumt bis beschwingt geht es durch vier eher knapp bemessene Sätze, man vermeint stellenweise Mozart oder Haydn zu hören.

 

Diese Leichtfüßigkeit teilte sich an diesem Abend auch in der Interpretation der Bamberger mit, wobei Marcon nach außen hin eigentlich nichts weiter tat, als behutsam, vor allem im Bläsersatz, Akzente setzen zu lassen. Denn auch hier erwies sich seine Devise, die Musik für sich sprechen zu lassen und nur die grundsätzliche Stimmung herauszuarbeiten, als verblüffend treffsicher.

 

Im Markgräflichen Opernhaus dankte man es ihm und den Bamberger Symphonikern zu Recht mit langanhaltendem, herzlichem Applaus.

 

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