Und ewig rauscht der Bach

 

Musica Bayreuth: Ein Festamt für die Ohren – das Münchner Bach-Orchester mit Bachs Orchestersuiten im Markgräflichen Opernhaus

 

Musica Bayreuth 2022: Münchner Bach-Orchester mit den vier Orchestersuiten Johann Sebastian Bachs im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth  - Fotos: Harbach
Hochengagiert mit Esprit und Elan - Das Münchner Bach-Orchester unter Hansjörg Albrecht (am Cembalo) im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth - Fotos: Harbach

Am Schluss standen sie alle wie an der Perlenschnur aufgereiht an der Rampe. Das gesamte Orchester. Das Münchner Bach-Orchester. Dort also, wo normalerweise die Solisten ihren Applaus entgegennehmen. Ein ungewöhnliches Bild. Nichtsdestotrotz durchaus gerechtfertigt. Denn das Münchner Bach-Orchester, das im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth auf der Bühne, bestand an diesem Sonntagabend nur aus Solisten. Hochkarätigen Solisten, wohlgemerkt.

Gleichwohl auch ihnen im zweiten Teil des Konzerts durchaus anzumerken war, dass das sich selbst auferlegte Programm mit den vier Bachschen Orchestersuiten sowohl was die Konzentration als auch die Kondition anbetraf, herausfordernd war. Denn Bach schonte seine Musiker nicht. Die Orchestersuiten stellen allesamt hohe technische Anforderungen. Zumal, wenn man sie derart virtuos präsentiert, wie dies an diesem Abend das Bach-Orchester tat. Denn Hansjörg Albrecht schlug am Pult dieses renommierten Klangapparats mitunter durchaus flotte Tempi an. Da jagte man so manches Mal derart durch die Partitur, dass die so wichtige Basslinie zu einem scheppernden Rasseln im Ohr mutierte. Und man  sich unwillkürlich fragte, ob das unbedingt so sein muss. Keine Frage, die Musiker und Musikerinnen des Münchner Bach-Orchesters können derartige Tempi gehen, doch was nützt diese ausgestellte Virtuosität, wenn das Ohr des Zuhörers damit so manches Mal schlichtweg überfordert ist? Wäre da Maßhalten nicht sinnvoller? - Die Satzbezeichnungen dieser Suiten weisen wie im Übrigen auch die Taktmaße auf Tänze mit ganz eigenem Charakter hin. Warum also nicht diesen explizit herausarbeiten? - Nun, um gerecht zu sein, genau das hat Albrecht und sein Ensemble auch überwiegend getan, dabei effektvolle Übergänge geschaffen und so manchen Rhythmuswechsel bis zur Gänze ausgekostet. Und - auf der Bühne hatte man sichtbar Spaß dabei. Besonders deutlich wurde das im Spiel des Lautenisten, der auf seiner Theorbe mit Genuss und schnellen Fingern den Sound der basso continuo-Gruppe um eine sonnenwarme Klangfarbe bereicherte.

Ein dickes Bravo verdiente sich auch der Fagottist, ein noch junger Könner vor dem Herrn, der stets ruhig und dabei höchst kultiviert vor allem in den Ouvertüren 1 und 4 dem Unterbau Statur verlieh.

Wirkte er eher nach innen, so brachten die zwei Trompeter und die Trompeterin im Verbund mit der Paukistin in den Orchestersuiten 3 und 4 ordentlich Farbe und Schwung ins Spiel. Albrechts, dramaturgisch gesehen, kluger Schachzug, zwischen die beiden Jubelstürme die zweite Suite zu platzieren, wirkte da gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen, weil er dadurch der zweiten, sich eher zurückhaltend gebenden Suite zusätzlich Geltung verschaffte, und zum anderen, weil dadurch der triumphale Glanz der vierten Suite umso mehr erstrahlte.

Strahlen konnte am Ende auch die Solistin der zweiten Suite; vor allem nach dem Parforceritt durch den letzten Satz, der berühmten Badinerie. Denn das Tempo, das Albrecht hier vorgab, war rasant. Dass seine Solistin hier nicht, auch atemtechnisch gesehen, ins Straucheln kam, verdient höchsten Respekt.

Das Publikum im gut besuchten Markgräflichen Opernhaus geizte ob dieser Leistung nicht mit Applaus; das Münchner Bach-Orchester nahm den ebenso herzlichen wie ausdauernde Beifall sichtlich bewegt und dankbar entgegen.

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