Mit Herz und Verstand

Kulturfreunde Bayreuth: Beeindruckendes Konzert mit Leila Schayegh und „La Centifolia“ im Markgräflichen Opernhaus

Leila Schayegh und Anne Freitag; Fotos: Harbach
Leila Schayegh und Anne Freitag; Fotos: Harbach

Es geht also doch! – Nach der mit Bravour absolvierten Testreihe „Bayreuther Baroque“ starteten am Samstagabend auch die Kulturfreunde Bayreuth erfolgreich in ihre Konzertsaison 2020/2021. Auch wenn sich das Publikum im markgräflichen Opernhaus großflächig, auf Abstand bedacht, zu verteilen hatte und das Fanal der Corona-Pandemie, der Mund- und Nasenschutz, allgegenwärtig war. Selbst auf der Bühne. Dort baumelte das zurzeit lebensnotwendige Utensil nahezu an jedem Notenständer. Was sich bei ein wenig Fantasie wie Flaggen auf Halbmast ausnahm.

 

Abseits ausgetretener Pfade

Dem eigentlichen Konzert konnten die äußeren Umstände jedoch nichts anhaben. Johann Sebastian Bachs Brandenburgische Konzerte sind krisenfest, stehen über dem Alltag. Es dauerte daher nicht lange und man tauchte im Halbdunkel des Opernhauses in den Bachschen Musikkosmos ein. Wobei sich Leila Schayegh und ihr Ensemble „La centifolia“ – und das war zu Beginn des Konzerts etwas irritierend – in ihrer Interpretation leicht abseits des ausgetretenen Pfades bewegten. Absolut kein Makel, man musste jedoch erst verstehen, wie dieses sich bemerkenswert homogen präsentierende Ensemble musiziert. Als Beleg dafür könnte man die Cembalo-Kadenz im ersten Satz des fünften Konzerts anführen: Wäre dieses Solointermezzo nicht derart bekannt, man hätte es ohne weiteres mit dem Etikett „Improvisation“ versehen können. Cembalist Giorgio Paronuzzi reizte die Möglichkeiten des Notentext weidlich aus, arbeitete mit Pausen und teils extremen Rubati und bot so – die in der Verzögerung geraubte Zeit muss ja wieder eingebracht werden – eine ebenso spannende wie hoch virtuose Vorstellung. 

 

Diese Momente abseits des Mainstreams gab es im Verlaufe des Abends im Übrigen zuhauf. Natürlich auch in Bachs Doppelkonzert für Violine (Leila Schayegh), Oboe (Xenia Löffler) und Orchester in c-Moll. Auffällig war dabei das ebenso präzise wie unprätentiöse Zusammenspiel der beiden Solistinnen. Auch wenn man sich durchaus jeweilig gestalterische Freiheiten nahm. Doch die waren wiederum eingebunden ins große Miteinander von Orchester und Soloparts. Eine wirklich beeindruckende Darbietung.

Das vierte und den Abend abschließende Brandenburgische Konzert in G-Dur setzte dazu einen wirkungsvollen Kontrapunkt. Was natürlich auch mit dem Charakter dieses Konzerts für zwei Alt-Blockflöten und Violine zu tun hat. Ein lebensfrohes Werk, fordernd und zugleich lohnend für die Solisten, das sich überdies virtuos in Szene setzen lässt.

 

Wirkungsvoller Kehraus

Leila Schayegh und die beiden Flötistinnen Anne Freitag sowie Xenia Löffler ließen sich daher nicht bitten und präsentierten einen ebenso pointierten wie strahlenden Bach, kurz, einen wirkungsvollen Kehraus. Der prompt mit langanhaltendem dankbaren Applaus, durchsetzt von Bravorufen, bedacht wurde. Zu Recht. Denn eine eigene Linie bei Bach zu denken, ist das eine, sie aber auch auf den Punkt gebracht, im Konzertsaal präsentieren zu können, das weitaus schwierigere. Chapeau!

 

 

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