Schnörkellos, akzentuiert und energiegeladen

Musica Bayreuth: Ein Abend mit Beethoven, Rudolf Buchbinder und den Bamberger Symphonikern

 

Musica Bayreuth Rudplf Buchbinder und die Bamberger Symphoniker im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth Fotos Andreas Harbach
Rudolf Buchbinder und die Bamberger Symphoniker im Opernhaus Fotos: Harbach

Am Ende war natürlich Applaus. Lang anhaltender, freundlicher Applaus. Dann, in den imaginären zweiten Vorhang hinein auch einige Bravo-Rufe. Sie klangen irgendwie nach Pflicht. So, als hätte das Aufgebot auf der Bühne des Markgräflichen Opernhauses mehr Anerkennung verdient. Immerhin standen dort oben nicht nur die Bamberger Symphoniker, sondern auch mit Rudolf Buchbinder einer der ganz Großen seiner Zunft. Einer, der bekannt dafür ist, dass er mit unbedingter Hingabe musiziert. Einer, der ein Konzert grundsätzlich als Herausforderung begreift, gleichwohl er davon deren Unzählige gespielt hat. Und der darüber hinaus als Beethoven-Kenner par Excellence bekannt ist. Es stellt sich daher die Frage: Warum sprang bei diesem zweiten Konzert am vergangenen Freitagabend im Markgräflichen Opernhaus der Funke nicht über?

 

Am Programm kann es nicht gelegen haben, Beethovens Klavierkonzerte – an diesem Abend das erste und das dritte - sind das, was man eine sichere Bank nennt, weithin bekannt, leicht eingängig und hoch emotional, kurz, Meisterwerke. Sich von dieser Musik tragen zu lassen, in ihr zu versinken, ist quasi in dieser selbst schon angelegt. Zumal, wenn man ihr so gegenübertritt, wie das Buchbinder tut. MIt Respekt und Demut. Und mit dem Wissen, dass er diese Werke noch längst nicht in ihre Tiefe ausgelotet hat. Da geht es etwa um winzige Nuancen im Anschlag, immer im Bewusstsein, dass Musik eben nicht vage im Ausdruck ist, sondern ganz konkret und weit präziser, als das Worte vermögen, Gefühlszustände widerspiegeln kann. Beethoven war darin Meister.

 

Bei Buchbinder sah das alles leicht, geradezu spielerisch aus, hörte sich das, was er an Tönen ins Auditorium des Opernhauses schickte, durchwegs authentisch an. Weil er keine Momente kreierte, sondern geschehen ließ. Um ihrer selbst willen. Das hört sich einfach an, ist aber alles andere als einfach zu realisieren.

 

Seine Sicherheit im Zugriff war frappierend, sein Spiel transparent, kurzum, die Musik war stets im Fluss. Beethoven, eben. Schnörkellos, akzentuiert, energiegeladen. So agierten im Übrigen auch die Bamberger Symphoniker; sie kamen mit dem sparsamen Dirigat Buchbinders wunderbar zurecht. Man verstand sich auf der Bühne, verfolgte eine Linie und diese durchwegs konsequent.

 

So gesehen, wäre eigentlich alles bestens gewesen, leider spielte die Akustik des Markgräflichen Opernhauses nicht so recht mit. Was sicherlich auch damit zu tun hatte, dass das Orchester sich coronabedingt weitflächig auszubreiten hatte. Platz gab es zur Genüge, die Bühne ist ja bekanntlich von imposanter Größe. Doch akustisch war genau dies ein Problem. Von Hörnern und Trompeten, teils auch vom Holz, kam einfach zu wenig im Zuschauerraum an. Da stimmte gerade im Forte und im Fortissimo die Balance im Orchester nicht mehr, da entfalteten nur die Streicher Wucht und Energie, die Strahlkraft der Bläser verpuffte irgendwo in der üppigen Bühnendekoration. Nahm man das im Klavierkonzert Nr. 1 in C-Dur noch etwas irritiert zur Kenntnis, so überwog dann im sich nahtlos anschließenden Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll eine gewisse Gleichmütigkeit; was nicht zu ändern ist, ist eben nicht zu ändern. Allein, diese Lethargie generiert nun mal keine Ovationen. Leider, kann man da nur sagen. Rudolf Buchbinder und die Bamberger Symphoniker hätten sie eigentlich verdient gehabt. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0