Ein Hoch auf die Liebe!

Musica Bayreuth 2021: Fröhlich-beschwingter:Auftakt mit den German Gents

Musica Bayreuth: Konzert mit Juliane Banse und dem Tschechischen Nonett im Markgräflichen Opernhaus Fotos: Stefan Dörfler
A cappella-Gesang vom Feinsten: Die German Gents im Opernhaus Fotos: Harbach

 

Endlich wieder ein Konzert im Markgräflichen Opernhaus! Gefühlt ist das eine halbe Ewigkeit her. Insofern war der Auftakt zur diesjährigen Musica Bayreuth ein ganz Besonderer. Zumal diesem ja auch noch eine Reihe abgesagter Konzertveranstaltungen vorausgegangen war. Vom Gefühl her war also, salopp gesagt, Druck im Kessel. Wie das eben so ist, wenn man seitens des Veranstalters voll ins Risiko geht. Weil diese merkwürdige Zeit einfach keine anderen Optionen zulässt. Im Konzert selbst, war davon allerdings nichts zu spüren; eher davor, aber hauptsächlich danach, als ein Hauch von Euphorie den Platz vor dem Markgräflichen Opernhaus merklich belebte. Glückliche, maskenfreie Gesichter allerorten.

 

Zu danken ist dieses Erlebnis natürlich in erster Linie den Künstlern: Vier junge Herren, die unter dem Namen „German Gents“ firmieren und A-cappella-Gesang darbieten. Sie tun dies gänzlich unprätentiös, charmant und auf sehr hohem Niveau.

 

Vier Notenständer, im Halbkreis aufgestellt, mehr brauchen sie nicht. Selbst auf eine Stimmgabel können sie verzichten; der zweite Tenor, Armin Horn, hört offenbar absolut. Wohltuend dabei ist, dass die Vier auf der Bühne daraus kein Spektakel machen.

 

Denn ihre Konzentration gilt allein dem Gesang. Und der wiederum ist erstaunlich kultiviert. Nicht nur, dass jedes Wort, jede Silbe zu verstehen ist, beeindruckend ist vor allem die Wandlungsfähigkeit des Quartetts, was den Ausdruck angeht. Da schlägt die hohe Schule des Chorgesangs, das stundenintensive Training seit Kindesbeinen durch. Für Thomas Wutz (Tenor), Armin Horn (Tenor), Raphael Zinser (Bariton) sowie Lukas Schulze, alle vier erst Anfang Zwanzig, ist es daher kein Problem, ein Programm darzubieten, dass wie ein Malkasten daherkam. Bunt, überwiegend fröhlich, zuweilen schräg und gerne auch mal mit einer komischen Note.

 

Gewidmet war dieses der Liebe. Denn um die käme man schließlich nicht herum, so die Ansage der Vier. Wobei ihre Auswahl der Lieder und Arrangements eher die Sonnen-, denn deren Schattenseite beleuchtete. Gerade mal in zwei Programmpunkten, nämlich in Felix Mendelsohns Bartholdys „Wasserfahrt“ sowie Friedrich Silchers „In einem kühlen Grunde“ – hier in einem Arrangement Lukas Schulzes – tauchte man kurz in deren düsteren Kosmos ab. Eine Programmauswahl, die, wenn man so will, von jugendlichem Optimismus getragen war. Und gleichzeitig den Vieren auf der Bühne ausreichend Gelegenheit bot, ihre enorme Bandbreite vorzuführen. Ob Schumann, Schubert, Brahms, Billy Joel oder Elvis Presley – die vier jungen Herren sind offenbar in jedem Genre irgendwie zuhause. Selbst die eigenwillige Tradition des Barbershop-Gesangs ist ihnen nicht fremd, auch davon gab es heftig beklatschte Kostproben.

 

Und so lässt sich als Resümee festhalten: Die Visitenkarte, die die German Gents im Markgräflichen Opernhaus hinterlegt haben, hatte Format. Zumal die Vier ja noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Es bleibt ihnen zu wünschen, dass sie durchhalten und einen längeren Weg zusammengehen. In Bayreuth haben sie zumindest dafür gesorgt, dass man für gut eine Stunde vergessen hat, dass man über Mund und Nase eine Maske trug.

 

 

 

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