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Musica Bayreuth: Bunt, virtuos, durchdacht - Das Sheridan Ensemble zu Gast im Markgräflichen Opernhaus

 

Musica Bayreuth 2022 - "Beethoven! The Next  Level" mit Khaled Chaabi als Beethoven auf der Kulturbühne im Reichshof in Bayreuth - Fotos: Harbach
Tiefgründiges launig präsentriert - Das Sheridan Ensemble im Konzert im Markgräflichen Opernhaus - Fotos: Harbach

Zu Beginn eine kleine Überraschung: Das Programm sei auf Wunsch des Ensembles erst nach der Veranstaltung erhältlich. Gut, auch das ist eine Möglichkeit, ein Konzert zu gestalten. Hören und sehen, statt vorab lesen. Ja, warum eigentlich nicht?

Der Blick auf die Bühne des Markgräflichen Opernhauses sollte erste Hinweise geben. Tat er aber nicht. Denn die dort positionierten Flügel, Truhenorgel, Cembalo sowie Vibraphon sind zwar in dieser Konstellation eher selten anzutreffen, gaben aber keinen Aufschluss über die musikalische Ausrichtung des Konzerts.

Ja, das Sheridan Ensemble fällt etwas aus dem Rahmen. Auch musikalisch. Denn das, was Mary Carewe (Sopran), Susanne Zapf (Violine), Petteri Pitko (Cembalo / Orgel), Philip Mayers (Klavier), Oliver Bott (Vibraphon), Anna Carewe (Cello), Steven Player (Barockgitarre) sowie Andreas Arend (Lyra Polyversalis) an diesem Mittwochabend dem Publikum im Markgräflichen Opernhaus offerierten, war schwer zu fassen. Formal gesehen, könnte man von einer Art Jam-Session sprechen, so wie man sie vom Jazz kennt. Doch den Kern des Tuns der acht Musiker und Musikerinnen auf der Bühne trifft das nicht. Denn das Sheridan Ensemble tickt anders. Eher in Richtung Think-Tank; also einer Art Denkfabrik, die sich mit den grundlegenden Eigenschaften und Prinzipien von Musik beschäftigt. Die Ergebnisse dieser Arbeit stellt man dann in Konzerten vor. In konzentrierten Einheiten, in so genannten Settings. Und wie bei einem guten wissenschaftlichen Vortrag achtet man penibel darauf, sowohl verständlich als auch unterhaltsam zu sein.

In diese Richtung ging auch das „Best-Of“, mit dem das Sheridan Ensemble nun im Opernhaus gastierte. Man bediente sich dabei vorzugsweise eines Projekts, das sich stilübergreifend mit dem Prinzip des Basses beschäftigte. Grundlagenforschung, wenn man so will. Weil der Bass das harmonische und rhythmische Grundgerüst einer jeden Musik vorgibt. Sein Erscheinungsbild wechselt, wie auch seine Begrifflichkeit. Doch anhand seiner Entwicklung kann man wunderbar Musikgeschichte erzählen und dabei scheinbar Unmögliches miteinander kombinieren. Und exakt das machte auch den Reiz dieses Konzerts aus. Denn man wusste den ganzen Abend eigentlich nie, wohin die Reise letztendlich ging. Egal ob Montiverdi, Radiohead, Sting, Bach, Ligeti, The Eagles oder Händel – all das kam auf leisen Sohlen quasi durch die Hintertür herein. Gern auch in Form einer kleinen Improvisation. Und dezent verpacktem Hinweis auf die Basslinie. Überraschungen inklusive. Wie etwa die Tanzdarbietungen Steven Players. Großes Kino, nicht nur für die Ohren.

Ja, das Sheridan Ensemble war ein Erlebnis. Nicht nur ob der Musik, die sie präsentierten, nein, auch ob der Art und Weise, wie sie dieses taten. Nämlich einerseits hoch virtuos und andererseits mit Charme und Freude. Und dem Bewusstsein, dass aus guter Musik sehr gute Musik werden kann, würzt man sie entsprechend nach.

Beim Publikum im Markgräflichen Opernhaus kam die genreübergreifende Mischung aus alter und neue Musik bestens an; das Sheridan Ensemble wurde mit Applaus förmlich überschüttet.

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