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Groß, mächtig, klanggewaltig

Zum Auftakt eine Herausforderung

Die junge deutsch-französisch-ungarische Philharmonie unter Nicolaus Richter mit César Francks Symphonie in d-moll und Anton Bruckners 6. Symphonie in der Stadtkirche

Im Chorhaus der Stadtkirche ging es eng zu: Um den imposanten Klangkörper der jungen deutsch-französisch-ungarische Philharmonie hier unterzubringen, wurde nahezu jeder Winkel genutzt.                                                                                                                                                                                                     Foto: Harbach

Draußen Sonnenschein, drinnen Romantik

Draußen, vor der Stadtkirche, hochsommerliche Temperaturen, drinnen angenehme Kühle, derweil die Sonne durch die Kirchenfenster strahlte. Und das Anfang April. Die Musica Bayreuth hatte zu ihrem diesjährigen Eröffnungskonzert geladen – mit spektakulärem Programm: Francks Symphonie in d-moll in Kombination mit Anton Bruckners 6. Symphonie.

 Eine echte Herausforderung, sowohl für das Orchester des frühen Abends, die junge deutsch-französisch-ungarische Philharmonie und ihren Dirigenten, Nicolaus Richter, als auch für das Publikum. Denn beide sinfonischen Großwerke sind alles andere als leichte Kost; ihnen ist jeweils eine immense kompositorische Erfahrung immanent, die sich auch darin niederschlägt, dass sowohl Franck als auch Bruckner in diesen Werken musikalisch abseits gewohnter Wege wandelten.

 

Anspruchsvolle Aufgabe

Kurz: Es gibt viel zu entdecken, in jener Musik; der monomentalen Größe zum Trotz sind es hier eine Unzahl von Details, die sie zum Erlebnis macht. Und da wird es anspruchsvoll, denn beide Symphonien nehmen ihr Publikum nicht unbedingt bei der Hand. Ähnlich Jean Paul in seinen Romanen, gestatten sich Franck, vor allem aber Bruckner, zahllose „Nebensätze“, beschreiben also en detail exorbitante musikalische Landschaften. Das Kleine und Große derselben in ordnende Relation zueinander zusetzen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe; entsprechend war Richter an diesem Abend auch gefordert.

 

Hervorragende Solistinnen und Solisten

 

Der über den gesamten Chor und im linken vorderen Seitenschiff der Stadtkirche verteilte imposante Klangapparat der deutsch-französisch-ungarische Philharmonie erwies sich jedoch als höchst aufmerksam und konzentriert musizierend. Hervorragende Solistinnen und Solisten im Orchester – das Englisch Horn! - taten das Ihre dazu. Problematisch wurde es daher, zumindest bei César Francks Symphonie immer nur dann, wenn das Orchester über das Forte hinauszugehen hatte - wenn also beispielsweise das Blech aufmachte oder die Pauke großmächtig dreinschlug. Dann klingelte es – dem beachtlichen Nachhall in der Stadtkirche geschuldet – gehörig in den Ohren, dann war, musikalisch gesehen, leider nichts mehr zu verstehen. Schade, denn das trübte das Hörerlebnis dieses ansonsten sauber in Szene gesetzten Großwerks doch etwas ein.

 

Weniger wäre mehr gewesen

Natürlich litt auch Bruckners 6. Symphonie, sie erklang nach einer kurzen Pause, an nämlichen Symptomen; wurde es laut, verkam nicht alles, aber doch vieles, zu unverständlichem Klangbrei. Im Finale dieses großmächtigen Werkes machte sich dann auch konditionelle Mängel bemerkbar; nicht so sehr im Orchester, vielmehr am Pult. Man hatte den Eindruck, dass Richter, der ohnehin im Sitzen dirigierte, mit seinen Kräften haushalten musste. Der Input an die nach wie vor hochenergetisch aufgeladene Philharmonie wurde zusehends sparsamer, irgendwie ging es, zumindest gefühlt, nur noch ums Ankommen.

 

Was wiederum die Frage aufwirft, warum es gleich zwei dieser Großwerke an einem Abend sein mussten. Bruckners Sechste in Kombination mit einem seiner kürzeren Werke, beispielsweiser seiner wunderbaren Ouvertüre in g-moll, hätten es doch auch angetan. Weniger wäre in diesem Fall zweifellos mehr gewesen.

 

Rauschender Applaus in der voll besetzten Stadtkirche.